Kundenbindung im B2B

Definition Kundenbindung B2B:

Unter Kundenbindung versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, B2B-Kunden zu Wiederholungskäufern zu machen und zu verhindern, dass sie zu einem Konkurrenten wechseln.

Was ist Kundenbindung im B2B?

Kundenbindung ergibt sich durch den erstmaligen Aufbau und die anschließende Aufrechterhaltung einer geschäftlichen Beziehung mit weiteren Markttransaktionen zwischen dem Anbieter und dem B2B-Kunden. Zur langfristigen Bindung des Kunden wird auf spezielle kundenbindende Maßnahmen zurückgegriffen.

Um die Kundenbindung im B2B zu verstehen, bedarf es einen Blick auf den Unterschied zwischen Business-to-Business- (B2B) und Business-to-Consumer- (B2C) Modellen. Während B2B-Einzelhändler Produkte oder Dienstleistungen an andere Unternehmen verkaufen, verkaufen B2C-Einzelhändler direkt an Verbraucher. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Modellen besteht in der Art und Weise, wie der Käufer zu einer Vereinbarung über ein Produkt oder eine Dienstleistung kommt.

Während Unternehmen dazu neigen, sich beim Kauf eines Produkts auf die Logik zu verlassen, können Verbraucher vermehrt auf ihre Gefühle zurückgreifen. Das heißt jedoch nicht, dass Emotionen im B2B keinerlei Rolle spielen! Im Endeffekt sind wir alle Menschen und somit auch bis zu einem gewissen Grad von unseren Emotionen beeinflusst.

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Kundenbeziehung als Basis für Kundenbindung

Die Grundlage jeder Interaktion mit einem Kunden ist die Beziehung, die zwischen dem Unternehmen und dem Kunden besteht. Doch was macht eigentlich eine Kundenbeziehung aus? Und wann können wir über Kundenbindung sprechen?

Eine Kundenbeziehung setzt sich aus mehreren Episoden zusammen. Die Kundenepisode besteht wiederum aus einer oder mehreren Transaktionen. Eine Transaktion schließlich kann sich aus einzeln abgrenzbaren Leistungen zusammensetzen. Die Episoden beschreiben im weitesten Sinn die Transaktion von der ersten Kundenanfrage bis zur endgültigen Abwicklung. Insbesondere im B2B-Geschäft kann eine Transaktion sehr komplex sein.

 

„Wir erkennen bereits heute, dass Vertrauen und Beziehungen entscheidend für den B2B-E-Commerce sind. Kundinnen und Kunden wollen im Fokus des Anbieters stehen. Dafür nehmen sie auch höhere Preise und andere, ungünstigere Faktoren in Kauf.“

– Melanie Volkmann | Geschäftsführerin DACH bei Sana Commerce.

Wie entsteht eine Kundenbindung im B2B Bereich?

Eine Kundenbindung entsteht aus Sicht des Anbieters im Laufe…

  • von zeitlich aufeinanderfolgenden Episoden bzw. dem wiederholten Kauf eines Produkts oder einer Dienstleistung
  • von zusätzlich erworbenen Leistungen (Cross-Buying)
  • von Weiterempfehlungen (Mund-zu-Mund-Werbung)
  • von weiteren Episoden bei erhöhten Preisen.

Auf der Nachfrageseite ist die Kundenbindung ein Verhaltenseffekt. Damit es zu diesem Verhalten kommt, muss der Kunde mit den Leistungen des Anbieters zufrieden sein. Einfach ausgedrückt ist Kundenzufriedenheit der psychologische Effekt, der eintritt, wenn ein Kunde mit den Leistungen eines Unternehmens zufrieden ist.

Kundenbindung im B2B: Gebundenheit vs. Verbundenheit

Verbundenheit

Verbundenheit ist eine freiwillige, positiv besetzte Kundenbindung, die

  • auf der Zufriedenheit des B2B-Kunden,
  • der Qualität der Beziehung und
  • dem Commitment zum Unternehmen beruht.

Sie stützt sich in der Regel auf eine positive Einstellung und Vertrauen in das Unternehmen, da der Kunde davon ausgeht, dass die Beziehung Vorteile bringt.

Gebundenheit:

Der Verbundenheit gegenüber steht die Gebundenheit. Dabei nimmt der B2B-Kunde eine Einschränkung seiner zukünftigen Wahlfreiheit wahr. Diese Art der Bindung kann freiwillig (z. B. in Form eines Vertrags) oder unfreiwillig sein.

Es gibt 3 Arten von Gebundenheit:

  • Vertragliche Gebundenheit: Sie liegt vor, sobald ein vertragliches Verhältnis zwischen dem Kunden und dem Unternehmen oder Lieferanten besteht. Hierbei ist der Kunde an das Unternehmen gebunden zur Abnahme weiterer Produkte vertraglich verpflichtet. Die vertragliche Bindung kann beispielsweise bei dem Heranziehen eines neuen Lieferanten entstehen, wobei der Vertrag meist mit Mindestabnahmen und Laufzeiten geschlossen wurde. Im B2B-Segment zählen dazu vor allem Wartungs- und Serviceverträge, die den Käufer auf einen bestimmten Zeitraum verpflichten. In all diesen Fällen führt der Wechsel zu einem anderen Anbieter zu Wechselkosten.
  • Technisch-funktionale Gebundenheit: Diese Art der Kundenbindung liegt bei Geschäftspartnern vor, die ein geschlossenes technisches System erworben haben. Dies kann beispielsweise eine einheitliche Software sein. Hierbei spricht man auch vom Lock-in-Effekt. Dieser greift, wenn ein Wechsel des Anbieters nur mit hohen Wechselkosten möglich ist.
  • Ökonomische Gebundenheit: Die ökonomische Kundenbindung entsteht durch die Errichtung ökonomischer Wechselbarrieren, wie beispielsweise hohe Kosten, geschuldet durch einen Wechsel zu einem anderen Lieferanten. Diese können durch Auflösungsgebühren bei Lieferanten oder auch durch weitere Transaktionskosten entstehen.

Die positiven Wirkungen einer dauerhaften Geschäftsbeziehung sind bei der Verbundenheit wesentlich höher als bei der Gebundenheit. So liegen hinter der Verbundenheit wesentlich stärker Emotionen, während die freiwillige Gebundenheit in der Regel kognitiv gesteuert ist. Deshalb ist es Unternehmen anzuraten, B2B-Kunden durch Verbundenheit an sich zu binden.

Was sind die Chancen der B2B-Kundenbindung

Wirtschaftlichkeit

Während die meisten Unternehmen traditionell mehr Geld für die Kundenakquise ausgeben, weil sie darin eine schnelle und effektive Möglichkeit zur Umsatzsteigerung sehen, ist die Kundenbindung oft schneller und kostet im Durchschnitt bis zu sieben Mal weniger als die Kundenakquise.

Umsatzsteigerung

Der Verkauf an Kunden, zu denen bereits eine Beziehung besteht, ist oft ein effektiverer Weg, um den Umsatz zu steigern, da die Unternehmen keine neuen Kunden anwerben, ausbilden und konvertieren müssen.

Nachhaltiges Wachstum & Gewinnsteigerung

Unternehmen, die ihren Schwerpunkt auf die Kundenbindung verlagern, stellen oft fest, dass dies ein effizienterer Prozess ist, weil sie an Kunden verkaufen, die bereits Interesse an den Produkten oder Dienstleistungen gezeigt haben und mit der Marke verbunden sind.

In der Tat ist die Kundenbindung ein nachhaltigeres Geschäftsmodell, das ein Schlüssel zu langfristigem Wachstum ist. Der Beweis liegt in den Zahlen: Studien von Bain & Company zufolge kann eine Erhöhung der Kundenbindung um 5 % zu einer Gewinnsteigerung von 25 % bis 95 % führen.

Herausforderungen der Kundenbindung im B2B Bereich

Höheres Preisniveau

Im B2B-Sektor handelt es sich meist um hochwertige, komplexe oder sogar maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen, was höhere Investitionen bedeutet. Das Risiko, von der Liste gestrichen oder einfach durch einen anderen billigeren Anbieter ersetzt zu werden, ist sehr hoch.

Priorisierung von Beziehungen, nicht nur Transaktionen

Für die Schaffung einer hohen Kundenbindung ist ein Wechsel der Fokussierung auf das Produkt hin zu einer Fokussierung auf den Kunden notwendig. Dies bereitet vielen B2B-Unternehmen heutzutage jedoch noch Schwierigkeiten, da Sie den B2B-Einkaufsprozess als reinen kognitiven Prozess verstehen und ihren Fokus auf Zahlen, Daten und Fakten richten. Genau da liegt der Fehler, denn auch im B2B-Bereich spielen Zwischenmenschlichkeit und Vertrauen eine wichtige Rolle:

So gaben in unserer neuesten Studie zum B2B-Einkauf 40 % der B2B-Einkäufer an, dass gute Beziehungen zu den Lieferanten eine der größten Prioritäten für ihre Online-Kauferfahrung sind. 94 % (!!!) sind jedoch bisher nicht mit ihrer Kauferfahrung im B2B zufrieden.

Wer sich also allein auf rationale Argumente verlässt, dem entgehen zukünftige Leads, Umsätze und Gewinne.

Digitalisierung

Im Zeitalter der Digitalisierung verändern neue Formen der Interaktion und Kommunikation auch die Beziehung zwischen Kunden und Anbieter. Der durch die Digitalisierung ermöglichte Austausch und die Interaktion bringen neue Chancen, aber auch Herausforderungen für die Kundenbindung mit sich. Darüber hinaus fördert die Digitalisierung den Abbau von Wechselbarrieren des Anbieters, was ebenfalls die Schwierigkeit einer langfristigen Beziehung erhöht.

Wechsel des Ansprechpartners

Wenn ein Mitarbeiter des Kundenunternehmens, der für ein Produkt oder eine Dienstleistung verantwortlich ist, das Unternehmen verlässt, muss ein neuer Mitarbeiter vom Unternehmen und den Produkten überzeugt werden. Die jahrelange Arbeit an einer Beziehung kann mit einem Schlag zerstört werden.

 

Maßnahmen und Instrumente für die B2B-Kundenbindung

Das Thema Kundenbindung im B2B triebt vielen Unternehmen Schweißperlen auf die Stirn, weil es schwierig erscheint, die gängigen Tools aus dem B2C-Bereich auf das Business-to-Business-Geschäft zu übertragen. Doch auch für Geschäftskunden gibt es einige Instrumente, die zu einer langfristigen Kundenbindung führen:

  • Personalisierung: Befriedigung der individuellen Bedürfnisse der Kunden.
  • Kunden- und Loyalitätsprogramme: Belohnung der kontinuierlichen Zusammenarbeit der Kunden.
  • Folgekäufe bei bestehen Kunden realisieren über Kundenzeitschriften, Unternehmens-Newsletter und der Nutzung von Kundenfeedback
  • Dialogmarketing: Einsatz von Kommunikationsinstrumenten, die den Informationsaustausch zwischen Unternehmen und Kunden zum Inhalt haben.
  • Aufbau von Wechselbarrieren: Lock-in-Effekt und Wechselkosten

In unserem Artikel 5 bewährte Maßnahmen zur Kundenbindung im B2B erfahren Sie mehr über die Methoden der Kundenbindung und wie Sie diese ergebnisorientiert für Ihr Unternehmen einsetzen.

Kennzahlen zur Kundenbindung

Die Messung der Kundenbindung kann Unternehmen Aufschluss darüber geben, ob die unternommenen Bemühungen zur Kundenbindung erfolgreich sind. Da Kundenbindung jedoch ein abstraktes Konstrukt ist und somit nicht direkt messbar, muss sie abstrahiert und über verschiedene Kennzahlen messbar gemacht werden. Im Folgenden finden Sie fünf derartige Kennzahlen zur Kundenbindung, auf die Anbieter ein Auge werfen sollten:

1. Abwanderungsrate (Churn Rate)

Die Messung der Abwanderungsrate, auch als Fluktuationsrate bezeichnet, gibt einem Unternehmen Aufschluss über den Prozentsatz seiner verlorenen Kunden. Auch wenn dies nicht die erfreulichste Art von Kundenbindungskennzahlen ist, so ist sie doch wichtig. Sie wird meist als Prozentsatz der Abonnenten von Dienstleistungen ausgedrückt, die ihr Abonnement innerhalb eines bestimmten Zeitraums beenden oder Kunden, die keine Wiederkäufe tätigen.

Sie berechnen die Customer Churn Rate, indem Sie die Summe der verlorenen Kunden durch die Summe der aktiven Kunden dividieren.

Churn Rate = (Abgewanderte Kunden : Kunden zu Beginn der Periode) x 100

Ein Unternehmen, das zu Beginn des letzten Quartals 300 Kunden hatte, von denen es im Laufe des Quartals 10 verloren hat, hätte beispielsweise eine Abwanderungsrate von 3,33 %.

Um die Abwanderungsrate für den Wert der verloren gegangenen Kunden zu messen, nehmen Sie dieselbe Berechnung vor, aber ersetzen Sie die Zahlen durch Ihren monatlichen wiederkehrenden Umsatz (MRR = monthly recurring revenue) zu Beginn des Monats geteilt durch den verlorenen MRR am Ende des Monats.

2. Wiederkaufsrate

Der Zweck der Wiederkaufsrate ist es, zu zeigen, wie viel Prozent Ihrer Kunden wiederkommen, um erneut bei Ihnen zu kaufen. Diese Kennzahl vermittelt einen guten Eindruck davon, welchen Wert ein Unternehmen seinen Kunden bietet. Einige weitere Bezeichnungen für diese Kennzahl sind Wiederholungskaufrate oder Wiederbestellungsrate.

Um die Wiederkaufsrate zu messen, teilen Sie die Anzahl der Kunden, die mehr als einmal gekauft haben, durch die Gesamtzahl der Kunden – in einem bestimmten Zeitraum, z. B. einem Jahr oder einem Quartal.

Wiederkaufsrate = (Zahl der wiederkehrenden Käufer : Gesamtzahl aller Kunden) x 100

3. Kaufhäufigkeit (Purchase Frequency)

Die Kaufhäufigkeit gibt Aufschluss darüber, wie oft ein Kunde innerhalb eines bestimmten Zeitraums durchschnittlich einkauft. Um die Kaufhäufigkeit zu messen, teilen Sie die Anzahl der Bestellungen durch die Anzahl der einzelnen Kunden – in einem bestimmten Zeitraum.

Diese Kennzahl kann einem Anbieter Anhaltspunkte dafür liefern, wie oft Kunden mit diesem in Kontakt treten. Je höher die Zahl ist, desto besser ist das Unternehmen in der Lage, seine Kunden zu binden. Eine niedrige Zahl kann jedoch auch von Vorteil sein, da sie einem Unternehmen zeigt, ob es seine Marketingkampagne umstrukturieren muss, um sie besser auf sein Publikum abzustimmen. Wenn zum Beispiel die Verkäufe in einem bestimmten Monat zurückgehen, müssen in diesem Monat vielleicht mehr Marketinginitiativen durchgeführt werden.

Purchase Frequency = Anzahl aller Bestellungen : Anzahl der einzelnen Kunden

4. Durchschnittlicher Bestellwert

Der durchschnittliche Bestellwert misst den Geldbetrag, den ein Kunde in der Regel bei jedem Kauf ausgibt. Um diesen Wert zu berechnen, müssen die Gesamteinnahmen durch die Gesamtzahl der Bestellungen geteilt werden. Diese Kennzahl gibt Aufschluss darüber, wie wirksam die Marketingstrategie eines Unternehmens tatsächlich ist. Im Idealfall würde ein Unternehmen eine höhere Zahl anstreben, da dies bedeutet, dass es nicht zu viel Geld für die Kundenbindung ausgeben muss.

Durchschnittlicher Bestellwert = Umsatz : Anzahl an Bestellungen

5. Kundenwert (Customer Lifetime Value)

In seiner einfachsten Form lässt sich der Customer Lifetime Value (CLV) als Kundenumsatz abzüglich der Kosten für die Gewinnung und Betreuung des Kunden berechnen. Der Customer Value entspricht dem Kapitalwert der Geschäftsbeziehung mit einem Kunden.

Durch die Berücksichtigung zusätzlicher Metriken kann jedoch auch die Zukunft der Kundenbeziehung aufgezeigt werden. Der CLV kann für den aktuellen Kundenwert berechnet werden, es gibt aber auch eine Variante, den potentiellen, also den vorausschauenden Wert zu ermitteln.

Mit der vorausschauenden CLV-Kennzahl lässt sich prüfen, wie viel Geld ein Unternehmen benötigt, um Kunden zu halten, wie das künftige Verhalten der Kunden aussieht und wie dieses Verhalten ausgelöst werden kann. Allein diese Kennzahl liefert einige ziemlich solide Strategien zur Kundenbindung. Einmal berechnet kann der CLV die effektivste Kennzahl sein, um einen loyalen Kundenstamm zu erhalten.

Berechnung des vorausschauenden Customer Lifetime Value:

  1. Multiplizieren Sie den durchschnittlichen Kaufwert mit der durchschnittlichen Kaufhäufigkeit – so erhalten Sie den Kundenwert.
  2. Anschließend müssen Sie die durchschnittliche Lebensdauer des Kunden berechnen. Dies ist die durchschnittliche Zeitspanne, die ein Unternehmen eine Beziehung zu einem Kunden unterhält, bevor dieser aufhört zu kaufen. Im Wesentlichen ist es die Zeit zwischen dem ersten und dem letzten Kauf des Kunden. Viele Unternehmen verwenden ein bis drei Jahre als Maßstab für die Aktivität.
  3. Nun kann der eigentliche CLV berechnet werden: Multiplizieren Sie den Kundenwert mit der durchschnittlichen Lebensdauer des Kunden.

Sie möchten lernen, wie Sie echte Loyalität und Kundenbindung bei Ihren B2B-Kunden erreichen? Wir haben Ihnen die erfolgversprechendsten Maßnahmen und Instrumente zur B2B-Kundenbindung aufgelistet.

 

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